Maria Perla Colombini
Die Kenntnis der chemischen Zusammensetzung eines Gemäldes ermöglicht es uns nicht nur, die vom Künstler verwendeten Originalmaterialien (Pigmente, Bindemittel, Farben) zu bestimmen, sondern auch die bei Restaurierungen hinzugefügten Materialien oder durch Zeit und Verschmutzung entstandene Produkte hervorzuheben.
Insbesondere die chemische Charakterisierung organischer Bindemittel ist für die Rekonstruktion der Bildtechnik ein wichtiger Aspekt, allerdings wird diese Untersuchung dadurch erschwert, dass organische Materialien in besonderem Maße Abbauprozessen unterliegen und im Vergleich zu anorganischem Material in sehr geringen Mengen vorhanden sind.
Nach dem aktuellen Stand der Technik sind Chromatographie- und Massenspektrometrie-basierte Techniken (SIFT-MS, EGA-MS, Py-GC/MS, GC-MS, HPLC-MS) die Analysetechniken, die das größte Potenzial zur Erkennung von Makromolekülen in bildlichen Mikroproben haben. Tatsächlich sind natürliche und synthetische organische Substanzen komplexe Gemische aus zahlreichen chemischen Spezies, die getrennt und identifiziert werden müssen, um ein charakteristisches molekulares Profil zu erhalten, das wichtige Informationen über die Art des verwendeten Materials und über Abbauprodukte liefert.
Das Wissen auf molekularer Ebene ermöglicht es daher, einen geeigneten Restaurierungsansatz zu wählen, um die unerwünschten Materialien selektiv zu entfernen, ohne mit den ursprünglichen Bindemitteln zu interagieren. Darüber hinaus liefert dieses Wissen auch Informationen zur Authentifizierung antiker und zeitgenössischer Gemälde: ein Problem, das in den letzten Jahrzehnten große Ausmaße angenommen hat.
In diesem Vortrag geht es um die Anwendung mikroinvasiver Techniken, die hauptsächlich auf analytischer Pyrolyse und Chromatographie/Massenspektrometrie basieren und die Charakterisierung von Makromolekülen in einem Gemälde ermöglichen. Dabei wird gezeigt, wie dieses Wissen bei der Integration historischer Informationen und bei der Zuordnung eines Gemäldes zu einem Künstler nützlich sein kann. Einige bedeutende Fälle werden sowohl für antike als auch für moderne/zeitgenössische Kunst diskutiert.