Rita F. Wehrman, Lionel Sebbag, Chris M. Reilly, Rachel A. Allbaugh, Gil Ben-Shlomo, Erika P. Berger und Margaret L. Musser
Dieser Bericht dokumentiert die Entwicklung einer chronischen lymphatischen Leukämie zu einem diffusen aggressiven Lymphom (Richter-Syndrom), das sich zuerst als einseitige Augenerkrankung bei einem 10-jährigen Waschbärhund manifestierte. Nach 1,5 Jahren chronischer Leukämie mit klinischer Remission wurde der Hund wegen eines protrudierten linken Augapfels vorgestellt. Eine orbitale Ultraschalluntersuchung ergab eine ventromedial gelegene Gefäßmasse, die eine Einkerbung der Sklera verursachte. Eine Computertomographie des Schädels zeigte einen Exophthalmus aufgrund einer Weichteilmasse und gleichzeitiger knöcherner Lyse des linken Unterkiefers. Eine abdominale Ultraschalluntersuchung und eine Computertomographie ergaben eine große rechte Nebennierenmasse, peritoneale Lymphadenopathie, mehrere Leberknoten, Niereninfarkte und Knoten in der dorsalen Körperwand. Nach der chirurgischen Entfernung des betroffenen Auges wurde histopathologisch ein Uveallymphom mit Skleraausbreitung diagnostiziert. Die Krebszellen waren groß und wiesen stark proliferative Merkmale auf, was laut Immunphänotypisierung (CD3+/CD20-) mit einem T-Zell-Lymphom übereinstimmt. Der Hund wurde 2 Tage nach der Operation eingeschläfert, da sich sein systemischer Zustand verschlechterte. Das Richter-Syndrom ist eine seltene Erkrankung, hat aber im Allgemeinen eine schlechte Prognose. Nach Kenntnis der Autoren ist dies der erste Bericht über das Richter-Syndrom bei einem tierärztlichen Patienten mit einer ophthalmischen Manifestation.